Zahlungsarten im Einzelhandel – So bezahlen die Deutschen

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Auch wenn im stationären Einzelhandel an der Kasse immer öfter die Karte gezückt wird, erfreut sich Bargeld als Zahlungsmittel in Deutschland nach wie vor großer Beliebtheit, um Waren und Dienstleistungen zu bezahlen. Welche Alternativen zur Barzahlung gibt es und was sind laut aktueller Umfragen und Studien die populärsten Zahlungsarten im Einzelhandel? Außerdem: Wie sieht das Bezahlen der Zukunft nach Corona aus?

Zahlungsmöglichkeiten im Einzelhandel im Überblick

Wenn Sie bereits Geschäftsinhaber sind oder einen Laden eröffnen möchten, sollten Sie sich auch Gedanken darüber machen, welche Zahlungsarten Sie Ihren Kunden anbieten. Hat Ihr Kunde eine große Auswahl an Zahlungsmöglichkeiten, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass er bei Ihnen und nicht im Laden um die Ecke einkauft. Nachfolgend erhalten Sie einen Überblick über mögliche Zahlungsarten im stationären Einzelhandel.

Barzahlung

Die einfachste Zahlungsart im Einzelhandel ist die Barzahlung, wozu Scheine und Münzen zählen. Laut Gesetz muss jeder Händler Banknoten und Münzen zur Begleichung einer Forderung annehmen. Während bei Scheinen ein unbegrenzter Annahmezwang besteht, ist er bei Münzen auf 50 auf Euro oder Cent lautende Münzen begrenzt. Auch wenn die Barzahlung allmählich an Beliebtheit verliert, schwedische Verhältnisse herrschen in Deutschland längst nicht. In Schweden kommt ein Mensch durchschnittlich weniger als einmal pro Woche mit Bargeld in Berührung. Viele Läden dort akzeptieren zudem keine Barzahlung mehr.

Bargeldlose Zahlungsarten

Girokarte (vormals EC-Karte)

Die Girokarte ist die am weitesten verbreite Zahlkarte in Deutschland. Damit ein Kunde in einem Laden mit Girokarte bezahlen kann, muss der Händler ein entsprechendes EC-Kartenlesegerät besitzen.

Beim Electronic Cash-Verfahren der Deutschen Kreditwirtschaft wird die Eingabe der PIN gefordert, beim Lastschriftverfahren des Handels eine Unterschrift. Bei erstgenanntem Verfahren findet nach der PIN-Eingabe online eine Überprüfung der Kontodeckung in Echtzeit statt. Hier hat der Händler den Vorteil der Zahlungsgarantie. Beim Lastschriftverfahren hingegen erteilt der Kunde per Unterschrift die Einwilligung zur Abbuchung des Rechnungsbetrags von seinem Konto. Das Risiko des Händlers: Die Karte kann gestohlen worden sein oder das Konto weist keine ausreichende Deckung auf und die Lastschrift geht von der Bank wieder zurück an den Händler.

Kontaktloses Bezahlen ist mit allen Girokarten und Kreditkarten möglich, die mit der sogenannten Near Field Communication (NFC)-Technik ausgestattet sind. Dabei handelt es sich um einen Übertragungsstandard, der den kontaktlosen Austausch von Daten auf kurze Distanz ermöglicht. Der Kunde hält hierfür lediglich seine Karte nah genug an das Kassenterminal. So können aktuell kontaktlos auch größere Einkäufe im Einzelhandel bis 50 Euro ohne PIN oder Unterschrift beglichen werden. Vor der Corona-Krise war das nur bis zu einem Betrag von 25 Euro möglich.

Eine Bezahlung von Onlinekäufen ist mit der Girokarte hingegen nicht möglich. Die einstige EC-Karte kann weitere Funktionen haben, beispielsweise das Zahlungssystem V-Pay oder Maestro, um Zahlungen in ganz Europa zu leisten. Während das Bezahlen mit der Girokarte für Kunden in der gesamten Euro-Zone kostenlos ist, entstehen für Händler Gebühren. Daher akzeptieren manche Geschäfte Kartenzahlung erst ab einem bestimmten Mindestbetrag.

Kreditkarte

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Während in den USA fast jeder Bürger eine oder mehrere Kreditkarten im Portemonnaie hat, ist es hierzulande nur rund jede dritte Person. Die Kreditkarte kommt insbesondere bei größeren Ausgaben zum Einsatz, beim Bezahlen im Ausland oder beim Kauf in einem Online-Shop. Im stationären Einzelhandel wird die Kreditkarte nicht überall als Zahlungsart akzeptiert. Es existieren verschiedene Kreditkarten-Modelle, die sich in der Art der Abrechnung und den Zahlungsmodalitäten unterscheiden:

  • Charge Card: Die Charge Card ist die klassische Kreditkarte und wird am häufigsten von Banken ausgegeben. Durch sie erhält der Nutzer einen gewissen Kreditrahmen eingeräumt, über den er im Abrechnungsmonat frei verfügen kann. Am Ende des Monats wird schließlich die Kreditkarte abgerechnet und dem Kunden die ausstehenden Beträge berechnet. Zu Beginn des neuen Monats wird die Summe via Lastschrift vom hinterlegten Bankkonto abgebucht.
  • Debitkarte: Wird mit einer Debit-Kreditkarte bezahlt, wird kein Kredit eingeräumt. Das Geld fließt in diesem Fall sofort vom hinterlegten Girokonto ab. Hierin ähnelt sie der Girokarte. Allerdings lässt sich mit Debitkarten von Mastercard und Visa auch im Internet bezahlen, was mit der alten EC-Karte nicht funktioniert.
  • Prepaid-Kreditkarte: Diese Kreditkarten können nur für den Betrag eingesetzt werden, der vorher auf ein spezielles Kreditkartenkonto eingezahlt wurde – auch hier wird also kein Kreditrahmen gewährt. Sie ist nicht direkt mit einem Konto verbunden. Diese Karte richtet sich insbesondere an Jugendliche beziehungsweise Menschen, die aufgrund einer schlechten Schufa-Bewertung keine normale Kreditkarte erhalten.
  • Revolving Card: Revolving-Kreditkarten sind in Deutschland kaum verbreitet. Im Gegensatz zu einer Charge-Kreditkarte rechnet die Kreditkartengesellschaft bei einer Revolving-Kreditkarte nicht immer den kompletten Monatsbetrag ab, sondern einen vorher vereinbarten Prozentsatz (zum Beispiel 10 – 25 Prozent). Darüber hinaus verlangen die meisten Anbieter eine Mindesttilgung, die monatlich zu leisten ist.

Händler müssen einen gewissen Anteil ihres Umsatzes an die Anbieter abgeben, um am Kreditkarten-System teilnehmen zu dürfen. Für den Kunden fallen, abhängig vom Vertrag, monatliche oder jährliche Gebühren für die Nutzung einer Kreditkarte an sowie bei der Revolving-Kreditkarte auch Zinsen. Bei einem Onlinekauf kann der Kunde das gesendete Geld bei Zahlung mit Kreditkarte wieder zurückholen, sollte es ein Problem mit dem Online-Händler geben. Das nennt sich Chargeback und ist für den Händler mit Gebühren verbunden.

Mobile Payment

Beim mobilen Bezahlen nutzt der Käufer an der Kasse sein Smartphone zum schnellen und unkomplizierten Bezahlen. Dafür benötigt er ein besonderes Programm, eine App, auf seinem mobilen Gerät – entweder die Banking-App seiner Bank oder eine Zahlungs-App von Google, Apple oder einem anderen Anbieter. In der App ist eine Bankkarte hinterlegt, auf die die App zugreifen und Geld abbuchen kann.

Damit das Bezahlen mit dem Handy möglich ist, muss das Smartphone NFC-fähig sein und die NFC-Funktion eingeschaltet sein. Auch die Zahlung mittels QR-Code ist möglich.

Mobil bezahlen kann man übrigens nicht nur mit dem eigenen Handy. Mittlerweile funktioniert das auch mit sogenannten Wearables, also zum Beispiel Smartwatches, mit denen an der Kasse bezahlt werden kann. Hierfür hält der Käufer seine Uhr einfach an das Bezahlterminal.

Bezahldienst (Paypal & Co.)

Bezahldienste wie das populäre Paypal oder neuere Verfahren wie Google und Apple Pay transferieren Gelder zwischen zwei Transaktionsteilnehmern mit Hilfe einer App, ohne dass eine Bank dazwischengeschaltet ist. Hierzu findet lediglich eine Verknüpfung einer E-Mail-Adresse mit einem Konto bei einer Bank oder einer Kreditkarte statt. Der Auftraggeber gibt über die Oberfläche einen Zahlungsauftrag, der Empfänger wird umgehend per E-Mail informiert, dass er Geld erhalten hat.

Scheck

Schecks stellen bargeldlose Zahlungsmittel in Papierform dar. Mit einem Scheck kann ein Kunde seine Bank anweisen, dem auf dem Scheck genannten Empfänger einen gewissen Geldbetrag von seinem Girokonto auszuzahlen. Legt der Empfänger den Scheck bei der Bank vor, erhält er den genannten Betrag. Schecks sind aufgrund ihrer umständlichen Handhabung und der langen Dauer, bis das Geld tatsächlich auf dem Konto des Empfängers vorhanden ist, in Deutschland kaum noch in Gebrauch. Sie kommen im Einzelhandel fast nur noch für Rückerstattungen zum Einsatz.

Rechnung

Beim Kauf auf Rechnung im Onlinehandel erhält der Käufer die Ware geliefert und hat dann eine bestimmte Frist, die gestellte Rechnung per Überweisung zu begleichen. In dieser Zeit kann der Kunde die gelieferte Ware auf ihren einwandfreien Zustand und auf Vollständigkeit prüfen. Außerdem behält er die volle Kontrolle über seine Kontobewegungen. Dies stärkt das Vertrauensverhältnis zwischen Händler und Kunde und kann für den Kunden, neben anderen Faktoren, den Ausschlag für eine Kaufentscheidung geben. Auch im stationären Einzelhandel ist der Kauf auf Rechnung per Überweisung möglich. Beim Kauf auf Rechnung trägt der Händler jedoch das Risiko, dass eine Zahlung unter Umständen gar nicht oder aber verspätet beglichen wird. Manche Anbieter bieten daher Händlern eine Bonitätsprüfung an. Fällt diese positiv aus, übernehmen sie eine hundertprozentige Zahlungsgarantie.

Virtuelle Kreditkarte

Virtuelle Kreditkarten werden auch als Online-Kreditkarten bezeichnet und sind ein noch recht junges Zahlungsmittel. Mit ihnen kann ein Kunde online bezahlen, selbst wenn er keine physische Karte besitzt. Sie bestehen nur aus einer Kartennummer, einem Sicherheitscode und einem Gültigkeitsdatum und müssen vor dem Bezahlen aufgeladen werden. Die virtuelle Kreditkarte kann im stationären Einzelhandel nur eingesetzt werden, wenn sie in eine Bezahl-App auf dem Smartphone eingebunden ist.

Kryptowährungen

Lange galten sie nur als Investitionsobjekt, doch mittlerweile wurde insbesondere Bitcoin von einer wachsenden Schar an Firmen als Zahlungsmittel angenommen. Waren es anfangs nur Startups, die Zahlungen in Bitcoins annahmen, akzeptieren mittlerweile über 15.000 Unternehmen Bitcoins als Zahlungsmittel, darunter auch Tech-Konzerne wie Microsoft. Dennoch konnten sich Bitcoins bis heute nicht recht als Zahlungsmittel durchsetzen. Ursächlich dafür mag sein, dass es zunächst eines Bitcoin-Wallets bedarf, um Bitcoins für Bezahlvorgänge zu nutzen.

Devisen

Als Zahlungsmittel in Deutschland weniger üblich sind Devisen, wenn ausländische Gäste etwas in einem Laden bezahlen möchten, aber keine heimische Währung bei sich haben. Der Begriff Devisen steht für eine ausländische Währung in Form von Buchgeld.  Bargeld in Fremdwährung wird Sorten genannt. Sorten werden nicht nur an Bahnhöfen oder Flughäfen akzeptiert, sondern auch im Einzelhandel in größeren Städten werden Dollar & Co. entgegengenommen. Da die Bezahlung per Kreditkarte in anderen Ländern deutlich populärer als hierzulande ist, bezahlen ausländische Verbraucher im deutschen Einzelhandel allerdings zumeist mit Kreditkarte.

Bar, mit Karte oder mit dem Smartphone: Wie bezahlen die Deutschen am liebsten?

2018 wurden stolze 76,1 Prozent aller Einkäufe im Einzelhandel noch mit Bargeld bezahlt, allerdings lag der Umsatzanteil von Bargeld 2018 mit 48,3 Prozent erstmalig unter dem der Karten (48,6 Prozent). Von den rund 20 Milliarden Transaktionen im Einzelhandel beglichen die Deutschen 15,2 Milliarden in bar und 4,6 Milliarden mit Karte (Quelle). Auch wenn bargeldlose Zahlungsmittel in Deutschland im Aufwind sind, so zählt die Bundesrepublik weiterhin zu den Ländern, in denen Bargeld nach wie vor eine wesentliche Rolle spielt.

Bedeutung von Bargeld auch eine Altersfrage

Laut einer Klarna-Umfrage, die das Verhältnis der Deutschen zum Bargeld beleuchtet, hat im Schnitt jeder Deutsche 89,22 Euro Bargeld bei sich. 15 Prozent der Befragten gaben sogar an, auf Bargeldzahlung im stationären Einzelhandel komplett zu verzichten, knapp über die Hälfte begleicht weniger als die Hälfte der Einkäufe noch mit Münzen und Scheinen (56,7 Prozent).

Da der Bedarf an Bargeld sinkt, verwundert es nicht, dass mehr als die Hälfte der Befragten nur noch einmal pro Monat (31 Prozent) oder gar weniger als einmal im Monat (20 Prozent) den Weg zum Bankautomaten antreten. Doch zeigt die Studie auch, dass die Bedeutung von Bargeld altersabhängig ist – je jünger, desto weniger Bargeld befindet sich in den Geldbeuteln. Am meisten Bargeld im Portemonnaie hat die Gruppe der über 55-Jährigen mit im Schnitt rund 98 Euro.

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Doch auch wenn junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren in modernen Bezahlverfahren wie Mobile Payment und Co. wenig überraschend die Zukunft sehen, ist Barzahlung auch bei den „Digital Natives“ noch weit verbreitet. Insofern unterscheiden sich die sogenannten Digital Natives in ihrem aktuellen Bezahlverhalten nur wenig von ihren Eltern. Das hat der zweite „W2 Jugend-Finanzmonitor“ der Bildungsinitiative WirtschaftsWerkstatt der SCHUFA herausgefunden.

Nach wie vor zahlt die Mehrheit (63 Prozent) bevorzugt in bar statt mit Karte oder Smartphone. Bei Zahlung mit EC- oder Kreditkarte wünschen sich junge Leute kontaktloses Bezahlen, bei dem die Karte nicht in ein Lesegerät gesteckt werden muss. Nur jeder vierte Jugendliche findet eine Abschaffung des Bargelds gut. Dennoch sind die jungen Menschen davon überzeugt, dass sich digitale Zahlungsarten künftig durchsetzen werden (88 Prozent) und diese auch ein Mehr an Bequemlichkeit im Vergleich zur Bezahlung mit Bargeld bringen (81 Prozent). Themen, bei denen sie allerdings Bedenken haben sind Sicherheit (52 Prozent), Datenschutz (74 Prozent) und Kostenüberblick (75 Prozent).

Auf die Frage, inwiefern sie der Aussage „Ich würde es bevorzugen, wenn es kein Bargeld mehr gäbe“ zustimmen, gaben 65 Prozent der deutschen Befragten bei einer weltweiten Umfrage der Bank ING an, dass sie diese Aussage ablehnen würden. Das bedeute aber nicht, so die Autoren, dass die Leute Bargeld den neueren Zahlarten vorziehen würden – aber man möchte sich die Freiheit erhalten, jederzeit auch mit Scheinen und Münzen bezahlen zu dürfen. Tendenziell weisen Menschen, die eher ohne Bargeld auskommen, folgende Eigenschaften auf. Sie sind

  • männlich,
  • arbeiten Vollzeit oder machen ein Studium,
  • haben eine höhere Bildung,
  • haben ein höheres Einkommen und
  • sind jung.

Steigende Tendenz bei bargeldlosen Transaktionen

Im Jahr 2018 lag Deutschland beim Gesamtwert bargeldloser Transaktionen mit 68 Billionen US-Dollar im Vergleich zu den anderen europäischen Ländern auf Platz 11, bei der Anzahl bargeldloser Zahlungen – 211 pro Kopf und Jahr – auf Platz 15. Der „Mentalitätswandel“ in Sachen Payment wird insbesondere durch das wachsende Online-Geschäft sowie kontaktlose Kartenzahlungen und moderne Bezahlarten getrieben, so das Fazit des jährlichen Global Payments Report der Boston Consulting Group, der die Entwicklungen des Marktes für Zahlungsabwicklungen analysiert. Bei den Kartenzahlungen ist Deutschland im europäischen Vergleich im unteren Bereich angesiedelt: 60 Kartenzahlungen pro Kopf sind hier für 2018 verzeichnet – viertletzter Platz! Dennoch sieht die Studie eine steigende Tendenz bei bargeldlosen Transaktionen und prognostiziert beim Gesamtwert dieser Transaktionen für die nächsten fünf Jahre ein jährliches Wachstum von 4 Prozent, bei der Anzahl ein Plus von 6 Prozent.

Kunden bezahlen an der Kasse immer öfters mit Karte anstatt mit Münzen und Scheinen. Bei einem Gesamteinzelhandelsumsatz in Höhe von 445 Milliarden Euro wurde 2019 im stationären deutschen Einzelhandel laut der EHI-Studie „Zahlungssysteme im Einzelhandel 2020“ mehr als jeder zweite Euro mit Kartenzahlung umgesetzt. Verantwortlich für den Aufwind bei der Kartenzahlung war überwiegend die Girokarte, aber auch Kreditkarten verzeichnen ein dynamisches Wachstum. Das Lastschriftverfahren mit Unterschrift verlor hingegen weiter Anteile.

Hohe Akzeptanz kontaktlosen Bezahlens

Der Erfolg der Girokarte ist auf die hohe Akzeptanz kontaktlosen Bezahlens bei Kunden und Händlern zurückzuführen. In fast neun von zehn Läden (87,1 %), in denen die Girokarte als Zahlungsmittel akzeptiert wird, kann sie auch kontaktlos eingesetzt werden. Über ein Viertel (26,5 Prozent) der Transaktionen mit der Girokarte erfolgten in 2019 kontaktlos, im Dezember waren es schon über ein Drittel (35,7 Prozent) und in der Corona-Krise ist dieser Wert auf zirka 45 Prozent gestiegen. Die Experten sagen aufgrund der Veränderung des Verbraucherverhaltens durch die Corona-Krise einen Anstieg des Kartenanteils am Umsatz auf 58,1 Prozent bis 2022 voraus. Dabei sinkt gleichzeitig auch der durchschnittliche Einkaufsbetrag bei Bezahlung mit der Girokarte: Zwischen 2018 und 2019 ist er von 43,76 Euro auf 40,85 Euro gesunken. Bei Kreditkartenzahlungen von 54,91 Euro auf 41,72 Euro. Durch Corona zückt der Deutsche an der Kasse nun auch bei Kleinstbeträgen die Karte.

Bezahlen im Einzelhandel nach Corona? Ein Blick in die Zukunft

Die Corona-Pandemie hat nicht nur das gesellschaftliche Handeln im Alltag, sondern auch das Bezahlverhalten stark beeinflusst. Ob im Supermarkt oder in der Apotheke: In vielen Läden wird mittlerweile aus Hygienegründen immer seltener das Portemonnaie gezückt. So hat sich Corona zum Treiber für kontaktloses und mobiles Bezahlen in Deutschland entwickelt. Gleichzeitig wurde das größte Hemmnis bei der Einführung einer neuen Zahlungsart überwunden: das Ausprobieren. Das belegen die Ergebnisse der repräsentativen Online-Befragung „Mobile Payment Monitor 2020“ von Visa in Zusammenarbeit mit forsa, die nach 2019 nun zum zweiten Mal durchgeführt wurde.

Die mit Abstand beliebteste Zahlungsart in Deutschland ist demnach die Karte, die 56 Prozent der Befragten beim Bezahlen im Einzelhandel präferieren (+ 3 Prozentpunkte im Vergleich zu 2019). Das Bargeld hat dagegen an Popularität eingebüßt, nur noch 32 Prozent sehen Cash als beliebtestes Zahlungsmittel (- 6 Prozentpunkte). Der Anteil der Personen, die mit ihrem Handy bezahlen, hat sich innerhalb eines Jahres von 6 auf 12 Prozent verdoppelt. Bei den jungen Menschen (18 bis 35 Jahre) hat sogar jeder Fünfte bereits mobil bezahlt. Drei von vier Befragten haben schon kontaktlos bezahlt – im letzten Jahr war es lediglich jeder Zweite (55 Prozent). Kontaktlose Kartenzahlungen verzeichneten ein überdurchschnittliches Wachstum und werden auch positiver bewertet – und das in jeder Altersgruppe. Bei einem Viertel der Befragten hat sich die Einstellung zum kontaktlosen Bezahlen durch die Pandemie verbessert, jeder dritte Befragte bezahlt nun häufiger kontaktlos als vor der Krise.

Mobiles Bezahlen ergänzt Cash und Karten

Auch Mobile Payment kann Kunden zunehmend überzeugen, da diese sich an ihrem Smartphone authentifizieren können und dadurch selbst bei höheren Beträgen keinen Kontakt mit dem Bezahlterminal haben. Bereits 2019 fand eine PWC-Studie heraus, dass sieben von zehn Deutschen unter 40 Jahren in den nächsten fünf Jahren Mobile Payment nutzen möchten. Dennoch: Mobile Bezahlmöglichkeiten werden Cash und Karten nicht ablösen, sondern nur ergänzen. 98 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass auch noch in fünf Jahren mit Bargeld bezahlt wird.

Viele Kunden haben sich durch das einfache und schnelle elektronische Bezahlen von den Vorteilen überzeugen lassen. Auch wenn der Datenschutz zu denken geben mag: Der Bequemlichkeitsfaktor dominiert bei der Kartenzahlung. Die Deutsche Kreditwirtschaft gab bekannt, dass der Anteil der kontaktlosen Bezahlvorgänge an allen Zahlungen mit Karte von 36 Prozent im Dezember 2019 auf 50 Prozent im April 2020 gestiegen ist – trotz beschränkter Einkaufsmöglichkeiten aufgrund des Lockdowns. Dazu beigetragen haben dürfte auch die Tatsache, dass, wie bereits weiter oben erwähnt, das Limit für das kontaktlose Zahlen mit der Girokarte aufgrund der Pandemie von 25 auf 50 Euro erhöht wurde. So kann künftig auch bei größeren Einkäufen bequem ohne PIN-Eingabe bezahlt werden.

Kontaktloses Bezahlen: Kleinere Händler unter Druck

Laut einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allenbach im Auftrag der Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V. im Jahr 2019 zeigen sich besonders die Jüngsten beim Thema elektronische Bezahlverfahren innovationsbereit: 40 Prozent der 16 bis 29-Jährigen würden in einer fiktiven Welt ohne Bargeld am liebsten mit ihrem Smartphone bezahlen. Alters- und geschlechtsübergreifend bevorzugen innerhalb dieser theoretischen Welt drei Viertel der Befragten die Girokarte als Bezahlsystem. Leidtragende in einer Welt ohne Bargeld wäre allerdings die ältere Generation: Rund drei Viertel geben an, eine Umstellung fiele ihnen sehr schwer oder eher schwer. Zwei Drittel der 16- bis 29-Jährigen hingegen fänden dies sehr leicht oder eher leicht.

Zurück in die Wirklichkeit: Die Erwartungen in Sachen Bezahlmöglichkeiten auch bei kleinen Händlern, die oft noch Bargeld bevorzugen, steigt. Fast die Hälfte der Befragten, die kontaktlos zahlen (48 Prozent), möchte dies gerne auch beim Brötchenkauf beim Bäcker tun, 42 Prozent wünschen sich kontaktloses Bezahlen auch in anderen kleinen Läden. Welcher Umsatz einem Händler entgehen kann, wenn er sich nicht an den Zahlungspräferenzen seiner potenziellen Kunden orientiert, beweist folgende Aussage der Umfrage: Immerhin 15 Prozent gaben an, Geschäfte zu meiden, wenn sie nur Scheine und Münzen akzeptieren. 85 Prozent der Befragten, die Mobile Payment nutzen, würden häufiger mobil bezahlen, wenn es ein flächendeckendes Angebot geben würde.

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Benötigen Kunden zukünftig zum Bezahlen im Laden noch Bargeld, Karte und Girokonto? Anbieter aus dem Fintech-Bereich sowie neuer Technologien haben auf die Veränderungen durch die Digitalisierung und die Mobilfunkrevolution am schnellsten reagiert und innovative Bezahlverfahren zu den etablierten Zahlungsarten gebildet. Die Deloitte-Studie „Bargeld, Karte, Konto vor dem Exitus“ hat untersucht, wie sich das Bezahlverhalten der Konsumenten durch digitale Zahlungsmöglichkeiten verändert. Demnach definieren drei Megatrends die Zukunft des Zahlens im Handel. So ist das Bezahlen in der Zukunft

  • unmittelbar: Der Empfänger erhält den Betrag für seine Produkte oder Dienstleistungen binnen Sekunden. Die Identifikation des Kunden geschieht über alle Kanäle.
  • friktionslos: Künftig braucht man kein physisches Gerät mehr, um sich zu identifizieren; Hands-Free Technologien wie Voice-ID, Biometrie und Wearables ersetzen das Handy; Bezahlvorgänge sind personalisiert, das heißt sie erfolgen nach Kundenwünschen, Adressierung mit Telefonnummer, E-Mail, URL, statt IBAN oder Kartennummer.
  • transparent: M2M-Transaktionen; Maschinen führen automatisiert Zahlungstransaktionen auf Basis vordefinierter Kundenregeln durch, ohne dass der Mensch eingreift. Jede Maschine kann dabei aber einer Person zugeordnet werden.

Seamless Payment lautet das Zauberwort

Der Kunde will einkaufen und nicht an der Kasse bezahlen müssen, der Bezahlvorgang hat für ihn keinen Mehrwert und läuft in Zukunft automatisch im Hintergrund ab – Seamless Payment lautet das Zauberwort. Dabei werden die Verbraucher in ihrem Verhalten natürlich auch vom Vorbild des Onlinehandels beeinflusst. Beispielsweise ist das kassenlose Einkaufen in amerikanischen „Amazon Go“-Stores längst Wirklichkeit. Der Kunde betritt den Laden mit einer Kreditkarte, tätigt seinen Einkauf und verlässt dann den Laden. Die Kreditkarte wird nach dem Einkauf mit dem Wert des Einkaufs belastet (Quelle). Auch in Deutschland arbeitet man bereits an der Zukunft des Bezahlens, strengere Datenschutzbedingungen als über dem Atlantik verlangsamen hierzulande allerdings die Entwicklung.

Klassische Anbieter werden sich auf den intensiveren Wettbewerb einstellen und die Abwicklung des klassischen Zahlungsverkehrs noch effizienter gestalten müssen. Außerdem stehen sie unter Druck, Kooperationen mit den neuen Payment-Anbietern einzugehen und selbst innovative Bezahllösungen zu präsentieren.

Zahlungsarten im Einzelhandel: Orientieren Sie sich an den Wünschen Ihrer potenziellen Kunden

Nach wie vor bezahlen Deutsche im stationären Einzelhandel mit Münzen und Scheinen, obwohl die schnelle Zahlung mit Karte an Beliebtheit zunimmt und die Bedeutung von Bargeld weiter abnimmt. Bedingt durch Corona wird sich dieser Trend fortsetzen und kontaktloses Bezahlen an Bedeutung zunehmen – und das in allen Altersgruppen. Für den Einzelhandel bedeutet dies, neben der Zahlung mit Girokarte auch Kreditkartenzahlung anzubieten. Und auch die Zahlung per Smartphone müssen Einzelhändler im Hinblick auf die jüngere Generation im Blick behalten. Händler sollten auf die Wünsche ihrer Kunden eingehen und die nachgefragten Zahlungsarten anbieten, um die sich daraus ergebenden Umsatzpotenziale zu erschließen. Aber natürlich ist jede Zahlungsart auch mit bestimmten Kosten für den Händler verbunden, die mit in die Entscheidung einfließen.

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Bildnachweis: Titelbild: ©gettyimages/RuslanDashinsky, Bild 1: ©gettyimages/FG Trade, Bild 2: ©gettyimages/gpointstudio, Bild 3: ©gettyimages/andresr.

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